Der Einsatz von Loops von Emel Aydoğdu (NEXTI 2015)

Ein Loop („Schleife“) ist ein zeitlich begrenztes Klangereignis, das üblicherweise mit technischen Mitteln wiederholt wiedergegeben wird. Gerade diese Art des Musik- oder auch Soundschaffens spielte vor allem in drei Inszenierungen, die im Wettbewerb gezeigt wurden, eine bestimmte Rolle. An diese drei Inszenierungen möchte ich mit einer bestimmten Frage nachgehen:

Was sagt der gehäufte Einsatz von Loops über das zeitgenössische Theater aus?
Vorerst ist es wichtig die drei Inszenierungen auf den Loop hingehend zu beschreiben.

Schreimutter“ zeigte einen animierten Pinguin, der auf die Leinwand projiziert wurde. Dessen Füße, Kopf, Bauch und Flügel waren verteilt auf der Welt, sodass die Pinguinmutter ihn, beziehungsweise seine Körperteile, zu suchen begann. Jede Örtlichkeit und jedes Körperteil wurde mit Klang und Stimmen untermalt. Mal sprach ein kletternder Mann auf einem Berg, mal wurden die laufenden Füße mit einem sich wiederholenden Ton begleitet, mal erklangen durcheinander sprechende, sich streitende oder liebende Stimmen aus einem Haus. Diese erzeugten neben der analogen und digitalen Animation die Atmosphäre der jeweiligen Situation, in denen sich die Körperteile befanden. Diese Technik wurde durchgängig eingesetzt und nahm eine dominante Instanz für die ganze Inszenierung ein.

Stones“ beginnt sogar mit einem Loop, der sich nach und nach zu dem Klang einer Autobahn entwickelt, indem der Schauspieler stufenartig Wind- und Autogeräusche aufbaut. Der Loop wird von den Schauspielern auch in der Eingangsszene thematisiert. Ein cooles, neues Teil zum Musizieren. So wie sie, die zwei Teenager, die zwischen den Szenen den Loop minimal und gezielt einsetzen. Zum Beispiel wird eine Lagerhalle dargestellt, die nur mit einem Tropfen atmosphärisch vertont wird. Doch in dieser Inszenierung steht der Loop nicht sehr im Mittelpunkt. Er dient lediglich der kurzen Untermalung der jeweiligen Situation.

Grimmsklang“ – verrät schon im Titel, dass der Abend nicht nur märchenhaftes zum Gucken anbietet, sondern auch eine Menge zum Hören. „Klang“ ist jedoch untertrieben, wenn wir uns die Inszenierung ansehen und anhören. Es ist eher ein experimentelles Musiktheater. Die collagenartigen szenischen Erzählungen nehmen durch die musikalischen Einspielungen, die zumeist die Situation bestimmen, nicht nur ein Ambiente eines düsteren Waldes oder einer gruseligen Hexe ein, sondern wurde durch sie auch der Zauber und die mystische Interpretation und Neuformulierung von Grimms Märchen untermauert.

Es ist nicht überhörbar, dass die zeitgenössischen Theaterproduktionen die neue Form der Technik auswählen und verwenden, um auf der einen Seite eine Aktualität des Musizierens und Soundschaffens zu zeigen und auf der anderen Seite die vielseitige Einsetzbarkeit einer modernen technischen Komponente zu nutzen. Zwar soll der Loop eine Stimmung hervorrufen oder einen Charakter einer Szene geben, doch daraus stellt sich weiterführend die Frage heraus, ob der Loop nur eine Notlösung für das Erwecken von Assoziationsräumen ist, die nicht durch die künstlerischen Mitteln wie z.B. das Bühnenbild oder Schauspieler_innen möglich gewesen wären darzustellen? Der Einsatz von Loop macht den Eindruck, als wäre es derzeit „in“ damit künstlerisch zu arbeiten. Er ist der Ersatz von klassischen Instrumenten, die üblicherweise die Atmosphäre einer Szene bestimmen. Es ist spannend zu sehen, ob der Loop nur ein Phänomen ist oder weiterhin als ein künstlerisches Instrument fungieren wird.

Emel Aydoğdu

Sarah Kramer
Sarah Kramer arbeitet Theaterpädagogin am THEATER AN DER PARKAUE und lebt in Berlin. Ihr Studium absolvierte sie am Institut für Theaterpädagogik (HS Osnabrück). Sarah leitet Theatergruppen und Projekte für Jugendliche, Kinder und Erwachsene.

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