„Let´s face it – Es sind die Geister, die wir riefen.“
25. April 2016, der Timer einer digitalen Uhr piept. Es ist 20.40 Uhr. Die Kellerbar im Consol Theater Gelsenkirchen füllt sich mit 80 Festivalteilnehmer*innen – Erwartungsvolle Gesichter und leises Gemurmel füllen den Raum.
Die Ankündigung des heutigen Abends klingt viel versprechend. „Die Analyst*innen“.
In diesem Jahr ist alles anders: In drei komplett unterschiedlichen Formaten stellen sich die Festivalbesucher*innen und Künstler*innen dem Experiment
Inszenierungsgespräch.
Heute steht auf dem Plan: Mit dir Zusammen (Theater Monteure, Köln), Supertrumpf (Burghofbühne, Dinslaken) und Antigone (Helios Theater, Hamm).
In Zusammenarbeit mit dem Consol Theater entwickelte Birte Werner die neuen Gesprächsformate auf WESTWIND 2016.
Mich interessieren Formate, die alle beteiligen und auf Augenhöhe stattfinden; die alle Anwesenden als Experte und Expertin involvieren. Das habe ich den Veranstalter*innen gesagt – und das korrespondierte mit ihren Wünschen. (Birte Werner)
Demnach ist vor allem von Interesse, wie man große Gruppen in eine intensive Gesprächssituation bringen kann. Mit dem Format der Analyst*innen, ist dies in Beispielhafter Eleganz und Leichtigkeit gelungen.
Step 1 – Fragen sammeln
Die Großgruppe sitzt in einem Kreis. Die Moderation gibt allen Beteiligten 2 Minuten Zeit um über die gesehen Inszenierungen nachzudenken und eine Frage zu formulieren. Nach Ablauf der Zeit, stellt jede*r Teilnehmer*in ihre Frage in den Raum. Die Besonderheit: Ich richte meine Frage an meinen Sitznachbarn. Die Fragen bleiben umkommentiert. Nach der Runde wählt jede*r 3 Fragen aus. In dieser Auswahl kann die eigene Frage enthalten sein und/oder die Fragen anderer Teilnehmer*innen.
Step 2 – Symbole für Fragen finden
Die Teilnehmenden bedienen sich am Süßigkeitenbufett (Es handelt sich um echte Süßigkeiten!). Jede*r sucht sich assoziativ 3 Süßigkeiten der Fragestellung entsprechend aus und packt diese in eine Tüte. Im gleichen Zeitraum wird der Raum von einem Sitzkreis in eine Kaffee Situation umgebaut (Alle Tische sind mit Papier überzogen und mit Stiften ausgestattet). Teilnehmende setzen sich hin. Übrig bleiben die Mitglieder*innen der Produktionen. Sie bekommen die Aufgabe zwischen den Tischen hin und her zu „geistern“: still und kommentarlos zuzuhören. Dabei können sie selbst entscheiden wann sie den Tisch verlassen um einem anderen Gespräch zu lauschen.
Step 3 – Fragen diskutieren
Die Teilnehmenden werden aufgefordert ihre Süßigkeitentüte mit einer anderen Person an ihrem Tisch zu tauschen. Nun zieht eine Person eine Süßigkeit und legt sie in die Mitte. Die Person deren Süßigkeit in der Mitte liegt, schreibt ihre Frage für alle sichtbar auf die Tischunterlage. Die Diskussion kann beginnen. Ist ein Thema erschöpft, zieht die nächste Person eine Süßigkeit und ein neuer Impuls in Form einer neuen Frage bringt die Gruppe voran.
Die Gespräche erfahren keine offizielle Abmoderation sondern enden in jeder Gruppe selbstgestaltet und informell.