Tischgespräch: Arbeitsbedingungen am Theater

Die Situation ist allgemein bekannt: In der freien Szene ist es das ewiges Jonglieren und Kämpfen um Fördergelder, was oft genug in (Selbst-) Ausbeutung mündet und auch die Situation an Stadttheatern ist nicht rosig. Künstler*innen sollten in der Lage sein, mit ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Dieser, im Programmheft des westwind 2016 formulierten Problematik, wurde im Rahmen eines Tischgespräches Raum gegeben. Dazu war Tatjana Poloczek von der „Vereinigung kulturpolitischer Schauspieler“ eingeladen, die zu Beginn des Gesprächs ihre Arbeit vorstellte. Die „Vereinigung kulturpolitischer Schauspieler“ steht für eine bessere Behandlung und Bezahlung der Schauspieler in der freien Szene und setzt sich vor allem im Raum Köln ein. Die Arbeit der Gruppe setzt sich aus zwei hauptsächlichen Schwerpunkten zusammen: Zum einen wird öffentlich Aufmerksamkeit geschaffen für die präkeren Arbeitssituationen, in denen Schauspieler*innen tätig sind; zum anderen wird sich in Treffen über die persönlichen Arbeitsverhältnisse und Erfahrungen in diesen ausgetauscht. Schnell kamen sie in diesen Gesprächen zu der Feststellung, dass dies keineswegs rein persönliche Schwierigkeiten sind, sondern strukturell in der deutschen Theater und Kulturlandschaft verankerte Missstände und kulturpolitischer Probleme. Doch was ist es denn nun, das eigentliche Problem?
Auf der Homepage des ensemble-netzwerkes wird die dies sehr konkret formuliert:

ES WIRD ZU VIEL PRODUZIERT. IN ZU KURZER ZEIT. MIT ZU WENIG LEUTEN. UND ZU WENIG GELD. Momentan stehen die Theaterleitungen unter dem Druck der Auslastungszahlen, Sparmaßnahmen und Zielvereinbarungen, was auf die Mitarbeiter*innen massive Auswirkungen hat.

Als Reaktion auf diesen Zustand findet vom 27. bis zum 29. Mai die Ensemble-Versammlung organisiert vom ensamble-netzwerk statt. Hier wird erstmals auf bundesweiter Ebene unter Theaterschaffenden und vor allem Schauspieler*innen über deren Arbeitsbedingungen diskutiert und Möglichkeiten zur Veränderung entwurfen:

Auf das wir in ein paar Jahren am probenfreien Samstag in der Hängematte sitzen, daran denken wie gut unsere Kinder gestern bei der Vorstellung mit städtischer Unterstützung betreut wurden, wie schön es ist, den besten Beruf der Welt zu
haben und davon anständig leben zu können!

Die Eröffnungsrede zur Veranstaltung von Lisa Jopt ist ein empfehlenswerter Gedankenanstoß und über diesem Text zu finden.

Beim Tischgespräch traten zentrale Wünsche der Anwesenden hervor. Da steht die unbedingte Forderung nach einer angemessenen Bezahlung der eigenen Arbeit, weiterhin die eines schärferen Bewusstseins der Zuschauenden und Theaterarbeitenden für die Arbeitsverhältnisse und Solidarität im Bewusstsein darüber und Einsatz dafür, dass es bessere Arbeitsbedingungen geben muss. Und nicht zuletzt die Forderung nach mehr Transparenz: In der Verteilung der Gelder sowie in den eigenen Gagen – den Kolleginnen, den Stiftungen und den Zuschauenden gegenüber. Und die dringende Notwendigkeit, diese Bedürfnisse politisch vertreten zu sehen.

Eine weitere aufschlussreiche Initiative zu dieser Thematik: art but fair

KLUB KIRSCHROT
KLUB KIRSCHROT entwickeln in kollektiven Arbeitsprozessen Theaterstücke für ein junges Publikum. Das WESTWIND 2017 dokumentiert KLUB KIRSCHROT als WESTWIND-Blog Team bestehend aus Rosi Böhm, Kristin Grün, Sarah Kramer und Matthias Linnemann.

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