Auge um Auge, Zahn um Zahn – Eine Exkursion in den Gelsenkirchener Zoo

Am 26. April trifft sich eine kleine Gruppe mutiger Explorist*innen vor dem Eingang des Gelsenkirchener Zoos. Die Gruppe erwartet eine besondere Nacht – eine Nacht im Tierreich. Unter ihnen befinden sich Rucksack- und Schauspieltourist*innen, ein rosa Elefant und erfahrene Theatermacher*innen, die den Besuchern ihres Theaters Tag für Tag ihre Fähigkeiten und Überlebensstrategien im kreativen Künstler*innenalltag zur Schau stellen.

In dieser Nacht drehen sie den Spieß um – sie schauen zurück. In dieser Nacht ist die besondere Fähigkeit der genauen Beobachtung gefragt, Nachtsichtgeräte werden eingeschaltet und Lauscherchen aufgesperrt.

In dieser Nacht verschwimmt die Grenze zwischen Mensch und Tier, Auge um Auge…

Nach einer netten Zusammenkunft und Vorstellungsrunde der Teilnehmer*innen im Restaurant des Gelsenkirchener Zoos beginnt die Veranstaltung mit einer szenischen Lesung, gestaltet von Till Beckmann, Jennifer Ewert und dem Schauspieler Manuel Moser. Die Lesung besteht aus ungefähr fünfzehn Theatertexten, welche in unterschiedlichster Form ein oder mehrere Tiere als Protagonisten einsetzen oder menschliches Verhalten in tierisches übersetzen. Beeindruckender Weise erkennt die Gruppe alle Textausschnitte wieder und ordnet sie problemlos der entsprechenden Stückvorlage zu. Dies zeigt, dass der Umgang mit der Darstellung von Tieren auf der Bühne besonders im Kinder- und Jugendtheater beliebt ist. Theaterstücke mit Tieren in der Hauptrolle verkaufen sich also nicht nur an der Volksbühne gut, sondern sind auch nach wie vor in den meisten Spielplänen eines Kinder- und Jugendtheaters wiederzufinden.

Tierdarstellung im Kinder- und Jugendtheater sind willkommener Kunstgriff für den Autor, Herausforderung für die Regie, möglicher Albtraum für die Schauspieler: schon immer und immer wieder bevölkert das liebe Vieh die Bühne (nicht nur) des Kinder- und Jugendtheaters. Ob ganz klassisch im Weihnachtsmärchen, als niedlicher Sympathieträger für Grundschulkinder oder als Provokationsangebot im Jugendtheater, streng biologisch oder zeichenhafter Fabelträger – die dramaturgischen Facetten der Tierverwendung im Theater sind ebenso weit gestreut wie ihre ästhetische und spielerische Umsetzung. (Westwind 2016)

Im Anschluss dieses ersten Impulses findet ein Tischgespräch zwischen den Teilnehmer*innen, dem Autor Martin Baltscheit und der Regisseurin Andrea Kramer statt. Dabei nehmen sich die Beteiligten besonders viel Zeit für die Frage nach Abstraktion und Zeichen der Ästhetik. Zusammen mit der Ausstatterin Sabine Kreiter analysiert die Gruppe anhand von Fotographien und Kostümteilen, welche Wirkung unterschiedliches Material auf die Körperform und Präsenz der Schauspieler*innen hat. Wie sich dies auf den Körper auswirkt und sich menschliches Verhalten spielerisch in tierisches verwandelt, berichten die anwesenden Schauspieler*innen aus eigener Erfahrung.

Nach einem theoretischen Input teilt sich die Gruppe in drei kleinere auf. Jede Gruppe erhält eine Sonderführung durch den Zoo bei Nacht.

Vor den Augen der Besucher*innen schlafen die Rollenvorbilder im Gelsenkirchener Zoo. Nur der rosa Elefant ist hellwach.

KLUB KIRSCHROT
KLUB KIRSCHROT entwickeln in kollektiven Arbeitsprozessen Theaterstücke für ein junges Publikum. Das WESTWIND 2017 dokumentiert KLUB KIRSCHROT als WESTWIND-Blog Team bestehend aus Rosi Böhm, Kristin Grün, Sarah Kramer und Matthias Linnemann.

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