Interview mit der Kinderjury

 „Jede Altersgruppe sieht und bewertet ein Stück auf unterschiedliche Weise. Deshalb ist es gut, in den Wettbewerbsjurys jede Altersgruppe vertreten zu haben.“ Marie, 10 Jahre alt, auf die Frage, warum die Kinderjury wichtig ist.

WESTWIND fegte dieses Jahr vom 23. bis zum 29. April durch das Consol Theater Gelsenkirchen und das Theater Kohlenpott in Herne. Zehn Wettbewerbsproduktionen und darunter fünf, die sich zum Ziel gesetzt haben, vor allem die jüngsten Theaterbesucher zu begeistern und in ihren Bann zu ziehen. Ob das funktioniert und sich die Kinder angesprochen gefühlt haben, möchte ich im Gespräch mit der Kinderjury des Westwind Festivals erfahren.

Die Kinderjury auf dem Westwind-Festival kürt, neben der Preisjury und der Jugendjury, die in ihren Augen beste Festival-Produktion. Hierfür haben sich, unter der Leitung von Helge Fedder, sieben Kinder im Alter von zehn und elf Jahren zusammen gefunden. Zur Vorbereitung auf die gemeinsame Zeit auf dem Westwind Festival 2016 trafen sie sich vor Beginn des Festivals. Sie machten kleine Schauspielübungen, um ein Gefühl für die Arbeit der Schauspieler auf der Bühne zu bekommen und legten Bewertungskriterien für den Vorstellungsbesuch fest.

Dann ist es soweit, die Festivalwoche beginnt. Ein Tag auf dem Westwind-Festival beginnt für die Kinder schon eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Gemeinsam mit Helge besprechen sie nochmal, worauf während der Vorstellung geachtet werden soll. Besonders wichtig ist ihnen unter anderem das Bühnenbild und inwiefern das Stück gut verständlich ist. Außerdem achten die Kinder auf die Reaktionen des Publikums während der Vorstellung und beobachten, ob die Schauspieler_Innen die „Vierte Wand“ durchbrechen. Im Anschluss an die Vorstellung besprechen sie das Gesehene. Helge fungiert während dieser Gesprächsrunden als stiller Beobachter, der Anregungen und Denkanstöße gibt, ohne seine Meinung preiszugeben.

Zu den einzelnen Wettbewerbs-Stücken wollen die Kinder zum Zeitpunkt des Interviews noch nichts sagen, denn schließlich steht die große Entscheidung noch aus. Doch ihre Begeisterung für Theater zeigt sich dennoch. Von der niederländischen Inszenierung „Expedition Peter Pan“ sind alle schwer beeindruckt. Die Kinder schwärmen von dem riesigen Bühnenbild mit fahrenden Nachttischen und den vielen kleinen Murmeln, die sogar aus dem Mund der einen Schauspielerin fallen. Auch die männliche, tanzende Tinkerbell ist präsent im Gedächtnis geblieben.

Helge Fedder ist begeistert von der Zusammenarbeit mit den Kindern. Er schätzt es, welche Ernsthaftigkeit sie in die gemeinsamen Gesprächsrunden mitbringen. Kein Wunder, fast alle waren sie schon im Schultheater aktiv oder haben in ihrer Freizeit selber im Theater gespielt. Nach einer theatervollen Woche ist es dann am Freitagabend soweit. Die Kinderjury verleiht ihren Preis an die Inszenierung „wach?“ vom Forum Freies Theater Düsseldorf.

Rosanna Steyer, Studentin am Institut für Theaterpädagogik der Hochschule Osnabrück, Standort Lingen

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