„Nicht jede*r Flamingo ist eine Sissi“ (Fußball in Stilettos)

Das WESTWIND 2016 eröffnet mit dem internationalen Gastspiel „Fußball in Stilettos“ (Voetbal op hoge hakken, NL)

Ein cleaner Raum: Steckdose, Waschbecken, Wandhaken. Zwei Männer, zwei Freunde, zwei Homies. Jef und Randi, das sind die Namen der beiden Performer*innen, die in „Fußball in Stilettos“ auf der Bühne stehen. In ihrer ersten Zusammenarbeit im Auftrag der kopergietery (NL) schaffen sie einen faszinierende Inszenierung zu den Themen Gender, Identität und Sexualität.

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20 Minuten verfolgen die Zuschauer*innen ihre Tanz-Routine quer durch den Bühnenraum. Hintereinander, nebeneinander, voreinander und miteinander. Eine Bewegungsabfolge in ständiger Wiederholung. Die Männer verändern sich. Ihre Posen erscheinen weiblicher, dann steif, bullig oder elastisch. Jef verschwindet hinter der Kulisse und taucht in Stilettos wieder auf. Die Trans*formations- Show beginnt. Innerhalb von weiteren 50 Minuten verwandeln sich Jef und Randi in unterschiedliche Prototypen: Der Gangster, die Pink-Lady, eine Oma und die girls on speed, die Federball spielen und gerne ein Würstchen auf den Grill legen. Diese Typ*innen erscheinen bekannt und fremd zu gleich. Die Inszenierung spielt mit Ambiguität und konfrontiert ihre Zuschauer*innen mit Vorurteilen gegenüber geschlechtlicher Konnotation und sexueller Identität.

Jef: Das ist der Grund warum ich bei der Pink-Lady meinen Bart trage, es geht nie um eine eindeutige Zuordnung.

Das Private ist politisch. Das Politische steckt weniger in den Parolen, die durch die Performer*innen in das Bühnenbild mit schwarzer Farbe hinein gemalt werden – „It is so easy to laugh and to hate. It takes courage to be gentle and kind.“(the smiths) – als in der ständigen Transformation der beiden männlich gelesenen Körper auf der Bühne.

Randi: In der Stückentwicklung haben wir 50 Charaktere ausprobiert. Geblieben sind die Figuren, die etwas mit uns zu tun haben, die uns nah sind. Das Publikum schaut uns an und es sieht wie wir uns verändern. Eine Pose, ein anderer Gang, schon werde ich anders wahrgenommen, z.B. betont weiblich oder männlich. Es ist leicht jemand anders zu sein.

Jef: Das Publikum reagiert sehr unterschiedlich auf unsere Vorstellung; der sich aufbauende Kuss spaltet das Publikum, während die eine Hälfte uns anfeuert, windet sich die andere Hälfte vor Scham. Aber die Erfahrungen und die Inszenierungsgespräche zeigen uns, dass die Vorstellung sehr unterschiedlich rezipiert wird und sich vor allem in den Köpfen der Zuschauer*innen zusammenspinnt und radikalisiert.

 

KLUB KIRSCHROT
KLUB KIRSCHROT entwickeln in kollektiven Arbeitsprozessen Theaterstücke für ein junges Publikum. Das WESTWIND 2017 dokumentiert KLUB KIRSCHROT als WESTWIND-Blog Team bestehend aus Rosi Böhm, Kristin Grün, Sarah Kramer und Matthias Linnemann.

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