Warum es schade ist, dass so wenige Kinder und Jugendliche beim diesjährigen WESTWIND-Festival waren – Ein Kommentar

Das WESTWIND-Festival 2016 war mein absolutes Kinder- und Jugendtheater-Highlight 2016. So viele ambitionierte Stücke, ungewöhnliche Ideen, relevante Themen und spannende Charaktere.

Aber so gerne ich mit den Produktionsteams, der Auswahljury, anderen angehenden Theatermachenden und anderen interessanten Menschen auf diesem Festival gesprochen habe, so schmerzlich habe ich den Austausch mit beiderlei Zielgruppen vermisst: Kinder und Jugendliche.

Die einzigen Kinder und Jugendlichen, welche regelmäßig präsent waren, waren die Mitglieder der Kinder- beziehungsweise der Jugendjury. Und obwohl sie natürlich eine minimale Repräsentation darstellen, glaube ich, dass dieses Festival von einer größeren Beteiligung durch eben diese profitieren würde. Die Unterschiedlichkeit der Gedanken und Eindrücke von Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten kann aufgrund der minimalen Größe der Kinder- bzw. Jugendjury nicht qualitativ genutzt werden.

Der Wert für die eingeladenen Produktionen, welcher durch eine Sammlung von Eindrücken oder gemeinsamen Nachgesprächen mit der Zielgruppe entstehen würde, wäre unschätzbar. Kinder sind ein ehrliches und wunderbar unverschämtes Publikum. Sie lassen sich nicht mit Entschuldigungen von „Künstlerischer Freiheit“ oder „ästhetischen Entscheidungen“ abspeisen. Jugendliche sind kulturell kompetent. Durch ihre aktuelle noch rasant fortschreitende Entwicklung lässt sich an ihnen ablesen, was zukünftig in Bereichen wie zum Beispiel dem Theater erwartet werden wird, was „die Zukunft ist“.

Die bisherige Qualität des WESTWIND-Festivals, welche durch den Austausch mit anderen Theaterschaffenden im ganzen Bundesgebiet entsteht, soll nicht geschmälert werden. Ich denke nur, dass sich ein Festival, welches darauf ausgerichtet ist, Kinder- und Jugendtheater zu erforschen und Erfahrungen auszutauschen, nicht leisten kann, die Zielgruppe beinahe komplett zu ignorieren. Es wäre nur im Interesse der Theaterschaffenden, noch viel offensiver und umfassender das Feedback der Zielgruppe einzuholen. Auch wenn das in den jeweiligen Heimat-Spielstätten der Stücke möglicherweise passiert, ist jedoch die Meinung von Kindern an einem anderen Standort für jede Produktion zweifelsohne unparteiischer und wertvoller.

Außerdem bekämen Kinder einen viel unmittelbareren Zugang zu Theater, wenn sie mit den Schaffenden über die Stücke und deren Entstehung sprechen könnten. So würde es möglich, Kinder von einem neuen Standpunkt aus für Theater zu begeistern, was zweifelsohne letztendlich auch einer der Gründe ist, warum es Theater für junges Publikum und folglich auch das WESTWIND-Festival überhaupt gibt.

David John Münchow, Student am Institut für Theaterpädagogik der Hochschule Osnabrück, Standort Lingen

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