Fabulös!

© Bettina Engel-Albustin

Das anschwellende Summen von Rotoren erfüllt die Enni-Halle. Sechs Drohnen erheben sich nacheinander von der Bühne, kreisen umeinander und bilden verschiedene Formationen. Eine Frau betritt die menschenleere Szene und nimmt die Bewegungen der Dronen auf. Es entwickelt sich ein Tanz von Mensch und Maschine.

Mit dem Tanztheaterstück rats der belgischen Gruppe fABULEUS wurde am Samstag den 17.6. das westwind 2017 eröffnet. In der Produktion erzählt die Kompanie unter Anleitung von Choreograph Ugo Dehaes eine Adaption der Geschichte des Rattenfängers von Hameln.

 

Die Maschinen stehen sinnbildlich für die Ratten, die die Stadt heimsuchen und die Menschen plagen. Das Flötenspiel des Rattenfängers wird in der Inszenierung in Tanz übersetzt. Die professionelle Contemporary Tänzerin Jenna Jalonen verkörpert diese Kunst mithilfe ihres unerschöpflich wirkenden Bewegungsrepertoires. In der Eingangsszene imitiert sie die abgehackten technischen Bewegungen der Drohnen und transformiert sie in einen überaus grazilen, fließenden Tanzstil. Sie erlangt dadurch scheinbar die Kontrolle und die Drohnen verschwinden von der Bildfläche bis die letzte nach einem Duett in die Bande crasht und die Tänzerin die Bühne verlässt.

Wie die Steuerung der Dronen funktioniert, erklärt der Artistic Director von fABULEUS, Dirk De Lathauwer:

Sobald die „Ratten“ verschwunden sind, kriechen die Kinder der Stadt aus angedeuteten Kellerlöchern. Dargestellt werden sie von jugendlichen Tänzer*innen im Alter von 11 bis 16 Jahren. Ihr Stil ist vom Urban Dance geprägt. Sie stehen der Profitänzerin in ihrem tänzerischen Auftreten in nichts nach.

© Bettina Engel-Albustin

Jeder von uns hat seinen eigenen Style. Wie machen vielleicht die gleichen Schritte, aber jeder macht sein eigenes Ding daraus. (Ensemble-Mitglied, 14)

Der Fortgang der Geschichte ist bekannt. Der Rattenfänger versucht die Kinder zu betören.

An einem Punkt kommen wir alle zusammen. Contemporary trifft auf Urban. Und es entsteht ein Mix aus beiden. (Ensemble-Mitglied, 14)

Anders als im Märchen lassen sich die jugendlichen Tänzer*innen von fABULEUS nicht führen. Am Ende entsteht eine facettenreiche Gruppenchoreografie, in der die Persönlichkeit jedes einzelnen sichtbar bleibt.

© Bettina Engel-Albustin

Auch wenn bei rats letztendlich die menschlichen Beziehungen das Bild dominieren, wirkt die eingangs gezeigte Interaktion zwischen Mensch und Maschine nach. Wie die Drohne über der Tänzerin, schwebt über dem Theaterabend die Frage danach, wie sich die Digitalisierung der Gesellschaft auf das Menschsein auswirkt.

Es werden immer mehr Maschinen kommen, aber ich glaube irgendwann muss es aufhören. Ich meine, wir können doch auch selbst Dinge machen, aber vielleicht verlernen wir das und werden faul, wenn es Roboter gibt die alles für einen machen.“ (Ensemble-Mitglied, 14)

KLUB KIRSCHROT
KLUB KIRSCHROT entwickeln in kollektiven Arbeitsprozessen Theaterstücke für ein junges Publikum. Das WESTWIND 2017 dokumentiert KLUB KIRSCHROT als WESTWIND-Blog Team bestehend aus Rosi Böhm, Kristin Grün, Sarah Kramer und Matthias Linnemann.

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