[…] Geprägt durch diese Eindrücke tauchte eine Frage bei mir vor dem Festival auf. Die Frage nach dem Politischen. Wie politisch sollte meine Arbeit sein? Wie politisch will ich sein? Wie politisch will ich arbeiten? Was bedeutet überhaupt politisch?
Die Fragen tauchten während das Festival immer wieder auf. Sie wurden nicht nur von mir gestellt, sondern andere beschäftigen sich ebenfalls damit. Ich fand sie wieder in den Stücke, in den Reflexionsrunden, in der Next Generation, sowie in Gesprächen. Das Politische war immer wieder Thema. Ist das nun gerade so, weil die Zeiten in denen wir Leben so konfus sind? Weil es bei erstarken der Nationalen und Konservativen wichtig ist einen Standpunkt einzunehmen und zu zeigen? Weil wir in einer Zeit Leben in der noch nie vorher so viele Menschen weltweit auf der Flucht waren wie heute? Und die Unterschiede zwischen Arm und Reich nie größer? Weil wir eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft haben?
Ist politische Themen im Kinder- und Jugendtheater zu verhandeln ein Phänomen der letzten Jahre? – Ich glaube diese Frage kann ich, auch ohne die Geschichte des Kinder- und Jugendtheaters ausgiebig zu studieren, mit nein beantworten. Aber warum ist Kinder- und Jugendtheater überhaupt politisch? Kinder und Jugendliche haben doch eh noch nichts in der Politik zu entscheiden; so könnte man polemisch argumentieren. Ich glaube ein wichtiger Faktor und bereits eine politische Handlung ist es Kinder und Jugendliche ernst zu nehmen. Die Fokussierung und Beschäftigung mit der jeweiligen Zielgruppe und deren Lebenssituation verlangt von den Theatermachenden eine andere Perspektive einzunehmen. Dieser Perspektivwechsel und die Empathie für Andere verlangen Offenheit und Sensibilität. […]
In den Gesprächen der Next Generation Gruppe sprachen wir über unser Verständnis vom politischen, unseren Motivationen und Visionen. Dabei war für mich bei jedem eine politische Haltung hinter der eigenen Arbeit zu erkennen. Durch die Diskussion der gesehen Stücke und den von uns mitgebrachten, gesammelten Fragen entstand am Ende des Festivals die Idee ein gemeinsames Manifest zu schreiben. Aufgrund von Zeitmangel ist es uns zwar nicht gelungen es auf dem Festival auszuformulieren, jedoch haben wir bereits verschiedene Punkte angedacht und diskutiert, die wir als wichtig für unsere Arbeit ansehen. Diese sind folgende: Bewusstsein, Verantwortung, Beziehung, Augenhöhe, Zugewandheit, Vielstimmigkeit, Solidarität und Engagement. Eigentlich wäre es hier nötig sie weiter auszuführen, zu erklären. Jedoch verzichte ich bewusst an dieser Stelle darauf, da das Manifest der Next Generation bald noch flogen wird.
Auszug aus dem Reflexionsbericht der Next Generation Stipendiatin Nina Weber.