DIE AKTION “HALLO KINDER” (DIE AKTIONIST*INNEN DER JFE NORDKAP im GESPRÄCH MIT DEN THEATERMACHER*INNEN VON PULK FIKTION)

„Bitte treten Sie einzeln ein!“ – „Hier ist deine Weste.“ – „Welche Strohalmfarbe möchtest du“? – „Hier ist deine Milch.“ – „Stellt euch in zweier Reihen auf!“ – „Ruhe!“ – „Hört auf zu quatschen!“

Am 29. Mai um 14.40 Uhr beginnt die Aktion: “Hallo Kinder” im Treppenhaus des FFT (JUTA). Etwas verlegen bin ich als mich die Kinder und Jugendlichen von A nach B kommandieren. Sie sind die Erwachsenen, ich bin das Kind. Sie bestimmen, wissen was gut für mich ist und was ich zu tun oder zu lassen habe. „Auch mal ganz entspannt die Verantwortung abzugeben“, denke ich. Aber ist das so einfach? Auf der einen Seite sind die Erwachsenen, auf der anderen die Kinder. Was macht mich eigentlich zu einem Erwachsenen und was bedeutet es, über mich selbst zu bestimmen und eigene Entscheidungen zu treffen? Aber in diesem Moment begreife ich das ganze als ein Spiel und schnell ertappe ich mich und meine stereotypisierte Vorstellung davon, was ein Kind bzw. einen Erwachsenen ausmacht. „Erwachsensein bedeutet, die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen“, bemerkt eine Teilnehmerin während der Aktion. Eine ähnliche Aussage höre ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal. Aber dieses Mal im Rahmen der Inszenierung von pulk. „Interessant, dass sich diese Parallele zwischen den beiden Performances ergeben hat“, stelle ich im Anschluss an die Inszenierung fest.

Zum Nachgespräch setzten wir uns noch einmal gemeinsam an den „Konferenztisch“. Das Aufeinandertreffen der Gruppe und den Theatermacher*innen scheint wie eine Fortführung der Inszenierung. Der Einstieg in das gemeinsame Gespräch gelingt wie von selbst und die Themen der Inszenierung werden fortlaufend diskutiert, mit dem Unterschied, dass nun eine andere Familie am Tisch sitzt: Eine Theatermacherfamilie. Die Kinder und Jugendlichen interessiert die technische Einrichtung des Tisches, welche Dinge von Seiten der Theatermacher*innen geplant waren und welche nicht, und welche Idee von Seiten der Zuschauer*innen es in anderen Vorstellungen gegeben habe. Ein Mädchen erzählt begeistert von ihrem Erlebnis:

„Als ich die Aufgabe bekommen habe, etwas zu tun ohne über die Konsequenzen nachzudenken, habe ich ein Glas auf den Boden geschmissen. Erst habe ich mich erschrocken, aber es gehörte zum Spiel dazu. Ich stelle mir die Frage, ob es noch etwas dazwischen gibt ­ zwischen dem Erwachsensein und dem Kindsein. Darüber würde ich gerne mal ein Stück sehen über das ´Dazwischensein‘.“ (Tara, 10 Jahre)

Sarah Kramer
Sarah Kramer arbeitet Theaterpädagogin am THEATER AN DER PARKAUE und lebt in Berlin. Ihr Studium absolvierte sie am Institut für Theaterpädagogik (HS Osnabrück). Sarah leitet Theatergruppen und Projekte für Jugendliche, Kinder und Erwachsene.

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