24.04.2016 | 17:07 Uhr
Gelsenkirchen. Das 32. Theatertreffen NRW für junges Publikum wird erstmals in zwei Städten ausgerichtet. In Gelsenkirchen und Herne gibt es sieben Tage lang ausgewählte Produktionen, Workshops, Exkursionen und Tischgespräche
Grüne Pfeile und rote Punkte auf dem Asphalt weisen am Samstag den Weg zum Eingang des Consol-Theaters. Auch die Bäume tragen ein getupftes Papierkleid um ihren Stamm und zeigen damit den rund 200 geladenen Gästen: „Hier geht es lang, „Westwind“ beginnt“.
Das 32. Theatertreffen NRW für junges Publikum wird in diesem Jahr gemeinschaftlich vom Consol-Theater und dem Theater „Kohlenpott“ in Herne ausgetragen, das Festival als Städtekooperation ist eine Premiere in der drei Jahrzehnte langen Geschichte des Projektes.Eine Woche steht alles im Zeichen von Kinder- und Jugendtheater. Eine Woche lang stehen beide Spielstätten im Zeichen von zehn NRW- und fünf internationalen Theaterproduktionen für Kinder und Jugendliche. „Ausgewählt wurden diese Beiträge aus 48 Sichtungen, so viele wie nie zuvor“, sagt Georg Kentrup, Pressesprecher des Consol Theaters.
„Wir lieben das Spiel auf der Bühne und auf der Tribüne“, begrüßen Manuel Moser, Jennifer Ewert und Till Beckmann die Ehrengäste Christina Kampmann (NRW-Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport), Martina Rudowitz (1. Bürgermeisterin Gelsenkirchen), Erich Leichner (1. Bürgermeister Herne), Julia Dina Heße (Vorstandsmitglied des ASSITEJ – Internationale Vereinigung Kinder-und Jugendtheater), die teilnehmenden Ensembles, die Kinder-und Jugend-Jury, die Kulturvermittler und alle Freunde und Unterstützer des Festivals. „Willkommen im Trainingslager“, die drei Schauspieler, verkleidet als etwas abstruse Fans, laden mit witzigen Fußballmetaphern zum Festival ein, schließlich „sind wir im Ruhrgebiet“. Von „anfeuern“ und „Fairness“ ist die Rede, davon, „alle Farben zu respektieren“.
Mehr als gut besucht: Die Westwind-Eröffnung im Consol Theater. Foto: Martin Möller
Theater für Kinder- und Jugendliche. Das Theater als bunten, facettenreichen Ausdruck der Stadtgesellschaft würdigt Bürgermeisterin Rudowitz, „die Jugendlichen profitieren von den Eindrücken vor und hinter der Bühne“. Das Festival soll alle ansprechen, wünscht sich Heße; die Theatermacher, die Theatersüchtigen und die Theaterneulinge. „Die Wirklichkeit der Möglichkeit“ ausloten und erfahren, sei das Ziel.
„Kulturvermittler“ erarbeiteten Stücke mit „Patenklassen“
Neun „Kulturvermittler“ waren in Kindertagesstätten, Grundschulen, Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien unterwegs, um mit zwölf „Patenklassen“ jeweils ein Stück des 32. Westwind-Festivals vorzubereiten.
„Die intensive Auseinandersetzung mit den Themen aus den Produktionen ist viel fruchtbarer als eine bloße Nachbesprechung der Stücke“, erklärt Theaterpädagogin Barbara Feldbrugge. „Die Aufführung wird viel intensiver erlebt“. Zehn Stunden haben die Vermittler mit ihren Schülern die Inhalte besprochen, jetzt freuen sich alle, „ihr“ Theaterstück auf der Bühne zu sehen.
Ministerin Christina Kampmann knüpft nahtlos daran an. „Die Welt ist veränderbar, auf diese Spur setzt uns die Kunst“. Kinder und Jugendliche bräuchten Räume, um sich zu entwickeln, Orte, die sie in Beschlag nehmen können. Das Theater biete einen solchen „Schutzraum“. „Und die Theaterlandschaft in NRW ist eine der spannendsten weltweit“, verkündet sie stolz. „Das Unmögliche zu schaffen, gelingt einem nur, wenn man es für möglich hält“, mit dem auffordernd herausfordernden Zitat aus „Alice im Wunderland“ und einem energischen Pfiff aus der Trillerpfeife eröffnet die Ministerin das Festival.
Der Auftakt liegt bei „Football on stilettos“ von Randi de Vlieghe und Jef van Gestel. Die beiden belgischen Künstler machen sich mit einer surrealen Tanz- und Schauspieldarbietung an das Aufzeigen von Gefühlen und Stereotypen der modernen Gesellschaft. Sehr körperbetont und mit wenig (englischem) Text karikieren sie Rollenmuster und Gemütszustände. Wie schmal Gratwanderungen sein können, wie viel Aufmerksamkeit es im Zusammenleben braucht, verdeutlicht, was sie in großen Lettern an eine weiße Wand malen: „Es ist so einfach, zu lachen und zu hassen“.
Westwind als Zweiklang von Gelsenkirchen und Herne | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:
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