GALAKTISCHEs CHAOS (Alles Palette)

Es ist Dienstag, der 28.04.15, 14:00 Uhr. Heute ist mein erster Besuch bei Alles Palette und ich befinde mich in der Nähe des Jungen Schauspielhaus in Düsseldorf. Mein heutiges Ziel: Die Grundschule am Rather Kreuzweg. Auf meinem Zettel steht nur: Raum 302 – Ich habe keine Ahnung, wo das sein soll. Ganz langsam, fast bedrohlich, deutet eine Grundschülerin mit ihrem Finger unter die Decke. Ich blicke nach oben, mein Atem stockt, das müssen mindestens 100 Stufen sein. Zusammen laufen wir die breite Wendeltreppe hinauf. Keuchend kommen wir (also ich keuchend, das Mädchen hüpfend) oben an.

Der Ort des Geschehens – Ein Klassenraum. Noch wuseln die drei Künstler*innen von Alles Palette Niels Bovri, Alice Ferl, Jason Firchow (JayJay) umher, schließen ihre Laptops und Kameras an und stellen die Mikrophone ein. Mein erster Gedanke: Das ist eine RAUMSTATION. Alice ist gerade dabei einen kleinen Kochtopf mit einer Art „Saugnapfsensor“, an welchem sich ein Kabel befindet, mit ihrem Laptop zu verbinden. Wie ich später erfahre, kann dieser Sensor die Geräusche des Kochtopfes aufnehmen. Füllt jemand etwas hinein, in diesem Fall Tiefkühlerbsen, nimmt Alice den Sound auf und kann diesen dann direkt über den Lautsprecher abspielen.

blog-westwind-festival-20Zur vollen Stunde betreten 17 Grundschüler*innen (6-7 Jahre) die Raumstation. Sie kugeln, kichern und drehen sich im Kreis. Ihnen Gegenüber: Die Künstler*innen. Sie begrüßen die Kinder im sogenannten Erbsen-Labor. In technologischen Fachbegriffen (die ich zum größten Teil nicht verstehe) erklären die drei den Ablauf des heutigen Workshops. Dabei scheinen die Kinder und Künstler*innen in völligem Einverständnis über Inhalt und Materie zu sein, schließlich ist dies nicht ihr erstes Treffen. Es folgt die Präsentation eines Videos, welches in der vorherigen Woche aufgenommen wurde. CHAOOOS bricht aus! Auf dem Video ist zu sehen wie die Gruppe einen Klassenraum in seine Einzelteile zerlegt. Dazu wummern die Bässe des Gangnam-Styles. Vor Freude kugeln sich die Kinder übereinander. Alle sind ganz aus dem Häuschen und überrascht, was aus den Aufnahmen der letzten Woche von den Künstler*innen für sie entwickelt wurde.

blog-westwind-festival-25Danach teilt sich die Masse in zwei Gruppen. Die eine kocht im Erbsen- Labor, die andere vor der Tür. Ich entscheide mich im Labor zu bleiben. Alice lenkt die Aufmerksamkeit auf den kleinen Kochtopf, welcher mit gefrorenen Erbsen gefüllt wird. Zusammen experimentiert die Gruppe mit Klängen: Wie klingen gefrorene Erbsen, Erbsen aus dem Glas, Erbsen aus der Dose? Durch die Übertragung des Klangs entstehen fremdartige Geräusche, fast gruselig und irgendwie galaktisch. Dabei wirkt eine Erbse auf den ersten Blick doch recht friedlich – finden auch die Kinder.

Der Plan: Aus den gefundenen Klängen soll eine Geschichte entstehen.

Im Anschluss an diese Erfahrung denke ich darüber nach wie ich den Workshop mit einem Wort einfangen könnte?

Das war GALAKTISCHES CHAOS!


Sarah Kramer
Sarah Kramer arbeitet Theaterpädagogin am THEATER AN DER PARKAUE und lebt in Berlin. Ihr Studium absolvierte sie am Institut für Theaterpädagogik (HS Osnabrück). Sarah leitet Theatergruppen und Projekte für Jugendliche, Kinder und Erwachsene.

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