Gedicht zu „Schreimutter“ (Theater Marabu)

Heute bist du auseinander geflogen.
Der Schrei war Schuld – der Schrei der Schreimutter.
Sie schrie so laut, dass alles zerriss.
Der Schrei war Schuld
War Schuld, dass der Kopf ins All flog,
War Schuld, dass sich alles zerstreute.
Doch die Füße nicht,
Sie blieben stehen und rannten.
Ich bleibe stehen und renne.
Sie blieben stehen und rannten los.
Ich renne getrieben von dem Schrei.
Sie rannten vergeblich weg
Vorm Schrei, suchend.
Die Teile zu finden.
Hab den Kopf über den Wolken,
Die Füße am Boden rennend,
Unauffindbar.
So ging ich mir verloren, durch den Schrei
Ging verloren im All.
Kann mein Ich, mich, nicht finden,
Muss hoffen, rufen, zittern,
Bis ich gefunden werde,
Zusammengesetzt, Eins.
Einst zerrissen, durch den Schrei,
wirst du gerettet durch die Mutter.
So ist das mit mir und dir,
Dem Schrei und der Schreimutter.

– Ghada Hanrath

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