Die Geister, die ich rief (Der Geist der vergangenen Nacht)

Wir sitzen in einem dämmrigen, rötlich erleuchteten Raum. Drei Personen um einen kleinen Tisch, dich kenne ich, die anderen nicht. Auf dem Tisch Buchstaben und Symbole, in den Köpfen Fragen. Die Spannung steigt: Wir sprechen nicht.

Unsere Hände treffen sich, mit den Fingerspitzen berühren sie sich langsam auf dem runden Glasstein. Ouija, wir rufen die Geister an!

Geist, bist du da? Könnt ihr uns hören, ihr Geister?

Langsam, langsam bewegt sich der Stein, Buchstabe für Buchstabe verfolgen wir die Nachricht der Geister um uns.

-G-E-I-S-T-E-R-N—I-S-T—S-C-H-W-I-E-R-I-G-

Es ist nicht leicht, so zu tun, als wäre man nicht da, höre nicht zu, besser keinen Blickkontakt herstellen, besser nicht zu nah ran gehen. Aber dann funktioniert es gut.

Viele neue Erfahrungen zum eigenen Stück kann man sammeln. Obwohl man an den Tischen wohl auch den Wunsch verspürt, die Geister direkt anzusprechen oder zu fragen, das ist ein paar mal passiert.

Es kann sehr anstrengend sein, daneben zu stehen während diskutiert und diskutiert wird, bis endlich die Antwort kommt, die man selber gerne gegeben hätte.

Es macht Spaß zu Lauschen.

Man erfährt viele neue Perspektiven auf die eigenen Arbeit.

An den Tischen wird Tacheles geredet, ehrlich aber immer auch respektvoll.

Man muss schon länger an einem Tisch verweilen, um den Esprit einer Diskussion einzufangen. Trotzdem ist es eine tolle Sache, frei zwischen den Tischen und Gesprächen wechseln zu können.

Sehr interessant die freien Gespräche in Café-Atmosphäre anzuhören. So frei würde in einer großen Runde wohl nicht gesprochen.

Der Spaß am Diskutieren überträgt sich auf einen selber, egal ob zum eigenen oder zu einem anderen Stück. Es fällt schwer, sich zurückzuhalten.

Man kann sich gut aufs Zuhören konzentrieren und die Meinungen der anderen ganz anders anhören und annehmen.

Die Gespräche kommen mir effektiver und produktiver vor, weil es keine Antwortoption aus dem Ensemble gibt. Sie öffnen sich schnell von der konkreten Inszenierung zu allgemeinen Fragestellungen und führen mich auf ganz neue Fährten.

Es schön eine eigene Antwort zu haben, aber sie für sich zu behalten. Die Form des Gesprächs ist toll, weil es die Intelligenz der Menschen freisetzt. Es macht Spaß herumzugeistern und den interessanten Gesprächen zu lauschen, egal zu welcher Inszenierung.

-S-P-A-N-N-E-N-D-

Hör auf, du hast doch deine Hand bewegt! Nein, hab ich nicht, hast du?! Nein! Oder … doch?

KLUB KIRSCHROT
KLUB KIRSCHROT entwickeln in kollektiven Arbeitsprozessen Theaterstücke für ein junges Publikum. Das WESTWIND 2017 dokumentiert KLUB KIRSCHROT als WESTWIND-Blog Team bestehend aus Rosi Böhm, Kristin Grün, Sarah Kramer und Matthias Linnemann.

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