Farben Formen Gefühle (Aktionisten) – Tag 2

– Szenen finden und entwickeln –

Tag Zwei startete wieder mit einer „Überraschung“. Die Gruppe hatte sich um die Hälfte verkleinert. Dennoch war das Interesse der Anwesenden nicht minder. Ermutigt durch das positive Feedback vom Vortag begann die Einheit mit dem gleichen Anfangsritual, dem Durchlaufen der Farben-Wand. Spontan erfand die Gruppe eine weitere Aktion: alle Beteiligten mussten einen Rückweg wählen und diesen rückwärts begehen. Auch das Warm-Up vom vorherigen Tag wurde aufgegriffen. Die Kinder zeigten sich sicher in den Abläufen und begannen mit den Vorgängen der Übungen zu experimentieren und die Regeln der Spiele auszuloten.

Nach dem ersten Teil folgte der thematische Einstieg. Auf dem Boden des Innenhofes war ein großes Kreuz mit Klebeband eingeteilt worden, welches von den Vermittlerinnen als Spielraum definiert wurde. Gemeinsam teilte die Gruppe jeder Spielfläche eine Farbe und ein Gefühl zu (grün = wach/gelb = müde/dunkelblau = traurig/ rot = wütend). Anschließend begann eine kurze Spielgeschichte in Form einer Erzählung. Die Gruppe verteilte sich selbstbestimmt auf der Spielfläche und wechselte in Reaktion auf den Inhalt der Geschichte zwischen den Feldern hin und her. Die Kinder konnten sich zu der Erzählung verhalten und in eine Darstellung der vorher festgelegten Emotion gehen. Danach beging jedes Kind das „Emotions-Viereck“ allein und bekam den Auftrag, beim Überschreiten der Markierungslinie die Spielhaltung zu wechseln.Es schloss sich eine Gruppenarbeit an mit dem Auftrag, sich eine Farbe und die damit verbundene Emotion auszusuchen und daraus selbst eine kleine Spielgeschichte zu entwickeln. Orientierungspunkt war das Erfinden von passenden Geräuschen. Nach einer Entwicklungsphase von 10 Minuten kam es zu einer Präsentation vor der gesamten Gruppe. 
Dabei ist eine Darstellung besonders in Erinnerung geblieben: In der Entwicklungsphase zeigte sich ein Zweier-Team zunächst verunsichert. Die Angst vor dem Urteil der anderen beeinflusste die Kinder so sehr, dass sie sich zunächst nicht zeigen wollten. In Absprache mit einer der Vermittlerinnen bauten sich die Kinder ein sicheres Versteck und konzentrierten sich einzig und allein auf ihre Geräusche. Als es zum Moment des Zeigens kam entwickelte sich eine sowohl komische, als auch spannende Situation. Die beiden Kinder waren wie verwandelt und improvisierten in ihrem Versteck „wütend“ drauf los. „Boah, ich hab keinen Bock mehr!“, „Das nervt mich total,“, „sei doch mal still“, „sei du doch still“ usw. Diese Improvisation fand beim Rest der Gruppe großen Anklang und fiel besonders durch die große Spiellust der beiden auf und dem Interesse, sich und ihr Umfeld ordentlich auseinander zu nehmen.

Nach einer Pause führte die nächste Anleitung die Gruppe wieder zusammen. Während die Kinder die Augen geschlossen hielten, „verknoteten“ die Vermittlerinnen ihre Hände miteinander. Als alle die Augen öffneten, war die Gruppe vor die Aufgabe gestellt sich – ohne einander loszulassen – in einem Kreis aufzustellen. Es folgte eine Erweiterung. Wieder schlossen alle die Augen. Jedes Kind bekam zwei bunte Bänder in die Hand, diese wurden anschließend miteinander verknotet. Nach dem die Augen geöffnet wurden, war die Freude über den bunten Anblick groß. Die Kinder versuchten gemeinschaftlich das Farben-Netz zu entwirren.

Danach bildeten sich kleine Gruppen. Jedes Team stattete sich mit zwei Bändern unterschiedlicher Farben aus. Die Kinder verteilten sich im gesamten Gebäude und erhielten den Auftrag, sich in Verbindung mit den Bändern eine Szene zu überlegen und anschließend zu präsentieren. Die selbständige Arbeitsphase dauerte ca. 20 Minuten. Als es zum Moment des Zeigens kam, versammelte sich die gesamte Gruppe und entschied gemeinschaftlich von Spielort zu Spielort zu wandern. Aufregend waren die unterschiedlichen Formen, welche die Kinder für ihre Aktionen wählten. Eine Gruppe kreierte einen Spielort nach dem anderen. Das Band wurde zur Wiese, zum Springseil oder stellte quer gespannt im Hintergrund der Szenerie die Sonne dar, welche von den Zuschauer*innen als eben diese erkannt wurde. Die Bänder dienten auch als Kostüm und unterstützten eine andere Gruppe in ihrer Darstellung einer Superhelden-Figur, welche ein anderes Kind vor dem Absturz von einer Klippe rettete. Zwischen zwei Spieler*innen symbolisierte das Band die emotionale Verbindung der beiden Spielfiguren. Mit jedem Satz wurde das Band zwischen ihnen verkürzt und am Ende von einer Seite fallen gelassen.

Mit dem Anschauen der Ergebnisse und der Absprache, an den einzelnen Szenen weiter zu arbeiten und eine Form der Präsentation für das Festival zu finden, beendete die Gruppe die thematische Arbeit.

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Sarah Kramer
Sarah Kramer arbeitet Theaterpädagogin am THEATER AN DER PARKAUE und lebt in Berlin. Ihr Studium absolvierte sie am Institut für Theaterpädagogik (HS Osnabrück). Sarah leitet Theatergruppen und Projekte für Jugendliche, Kinder und Erwachsene.

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