Tanz und Soziokultur (Aktionisten*pro) – Teil 1

Einander begegnen –

Am 12. Mai 2015 betrete ich einen für mich neuen Kontext der Kunstvermittlung.

Im Rahmen von Westwind 2015 besuche ich das zweite Treffen der Aktionisten*pro unter der künstlerischen Leitung von Fabian Chyle. Die Teilnehmer*innen werden sich mit dem Stück „Patricks Trick“ vom Jungen Schauspielhaus Düsseldorf beschäftigen. Am Probenort, der Turnhalle der städtischen Heinrich-Heine Gesamtschule, treffe ich auf eine Gruppe von Student*innen. Ich bin überrascht. Habe ich Jugendliche erwartet!?

Die Student*innen erklären mir das Konzept der Vermittlung: „Wir studieren Soziale Arbeit an der HS Düsseldorf. Unser Zusammenkommen mit Fabian und den Jugendlichen findet im Rahmen des Seminars „Tanz und Soziokultur“ statt, welches von Fabian geleitet wird. Er hat demnach eine Doppelfunktion, zum einen ist er unser Dozent in der HS Düsseldorf zum anderen ist er künstlerischer Leiter der Aktionisten*pro. Wir haben die beiden Workshop-Tage mit ihm gemeinsam geplant und uns im Vorhinein mit dem Thema des Stückes auseinandergesetzt sowie die im Kontext unserer Gruppe spannenden Themen herausgefiltert. Aber hier in der Praxis sind wir in erster Linie Teilnehmer*innen. Natürlich haben wir einen doppelten Fokus auf die Aktionen, aber die Übungen sind auch für uns neu. Das macht die Begegnung zwischen den Jugendlichen und uns möglich. Es gibt 8 teilnehmende Jugendliche, die eine gemeinsame Förderklasse besuchen. Sie sind erst vor kurzem nach Deutschland gekommen. Sie kommen aus Brasilien, Albanien, Italien, Spanien, Rumänien und Korea. Am Anfang war es nicht so einfach, miteinander zu kommunizieren, denn wir arbeiten mit Tanz und es geht um den körperlichen Ausdruck von Emotionen. Das war für viele von uns neu und teilweise herausfordernd. Wir sind 20 Studentinnen im Seminar und 8 Jugendliche (4 Frauen/4 Männer). Ich war unsicher, ob es in diesem Verhältnis gelingen würde, aber ich bin überrascht, wie schnell wir vorankommen und habe das Gefühl, dass wir als ein Team zusammenarbeiten. Das verändert auch die Art und Weise, wie ich in der Theorie auf Praxisbeispiele reagiere. Ich bin deshalb sehr dankbar für die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis. Das ist eine aufregende und sehr lehrreiche Erfahrung. Dabei ist es von großem Vorteil, dass wir sie gemeinsam mit Fabian erleben. Es macht den ganzen theoretischen Kontext griffig, wir begegnen uns als Menschen, was wiederum möglich macht, uns selbst wahrzunehmen, in unserer Haltung zu reflektieren sowie einander zu spiegeln. Wir können erfahren und reflektieren, wir in einer Gruppe auf etwas Fremdes oder auf eine ungemütliche Situation reagieren. Das alles sind sehr wichtige Qualitäten für den von uns angestrebten Beruf.“

Nach dieser Einführung bin ich gespannt, wie sich die Aussage der Studentin in der Praxis darstellt. Vor allem bin ich angefixt, weil ich mich mein ganzes Studium der Theaterpädagogik für die Verbindung von Theorie und Praxis ausgesprochen habe.

Hier geht´s weiter zu Teil 2

 

Sarah Kramer
Sarah Kramer arbeitet Theaterpädagogin am THEATER AN DER PARKAUE und lebt in Berlin. Ihr Studium absolvierte sie am Institut für Theaterpädagogik (HS Osnabrück). Sarah leitet Theatergruppen und Projekte für Jugendliche, Kinder und Erwachsene.

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