KEEP IT REAL – WESTWIND 2015 DIE ERÖFFNUNG!

„Good evening, bonsoir, schönen guten Abend, liebes Publikum,
Menschen – jeglicher couleur
Gemüse – altes, junges und Dörrobst,
Leute – clevere, doofe, fit oder lahm im Schritt,
draußen, drin, dick oder dünn, oben und unten, mitten im Leben, am Anfang
vom Glück,
mit Gefühl, ohne Geschick
chique, en vogue, verroht oder halbtot,
nah daran – weit weg, mit offenen Mündern, offenen Herzen,
verklemmten Hintern, aufgelegt zu Scherzen.
Interessierte, arrivierte, reanimierte oder von der Liebe lädierte.
An alle: Herzlich willkommen zum NRW Theatertreffen für Junges Publikum in Düsseldorf: WESTWIND 2015“,

blog-westwind-festival-299hieß es am gestrigen Mittwochabend, den 27.05.15 um 18.30 Uhr (vielleicht war es auch schon sieben) aus dem Munde des künstlerischen Leiters des Jungen Schauspielhaus Düsseldorf Christof Seeger-Zurmühlen.

Ich sage: Vielen Dank für deine herzliche Begrüßung lieber Christof – Der gestrige Abend war ein gelungener und würdevoller Auftakt und schickt uns mit einem guten Gefühl in eine eindrucksvolle und heftige Woche. Wir werden „Reisen, Gucken und Schreien. Und wir werden da sein!“

Aber zuerst drehe ich die Uhr ein paar Stunden zurück, denn ich möchte noch ein paar Dinge loswerden…

blog-westwind-festival-271Als ich an diesem Nachmittag das Tanzhaus betrete, gehe direkt hoch zu den Büros. Auf dem Weg werfe ich
einen kurzen Blick in die Küche. Durch die Scheibe sehe ich ein Meer aus Blumen. Wow! – wunderschön. „Die Blumen sind für die Festivaleröffnung und werden überall verteilt“, sagt Debbi.

Ich bin gespannt und meine Vorfreude steigt. Bald ist es soweit, nur noch zwei Stunden, dann geht es endlich los. Als ich ins Büro trete, sind meine Kollegen gerade mitten in einer heißen Diskussion. Das Thema: Klar! Orga, Orga, Orgaaa! (Organisation kurz: Orga. – bezieht sich auf alle Dinge, die rund um das Festival, im Festival, unter dem Festival, neben dem Festival, über dem Festival permanent und stetig durchdacht und geplant werden müssen. Jetzt multipliziert das Ganze mal drei und haut noch mal zwei Jahre obendrauf, raus kommt: Westwind 2015). Ich springe schnell ein und schließe den Drucker für das Festival Büro an (liebe Mjike, wenn du das hier liest: du musst noch die Patronen einsetzten, dazu bin ich nicht mehr gekommen).

Fertig! Jetzt kann´s losgehen!

Pünktlich um 16.39 Uhr bin ich auf dem Weg zum jungen Schauspielhaus. Als ich auf dem Vorplatz vom Schauspielhaus eintreffe, bin mehr als überrascht. So viele bekannte Gesichter – Die Palette Kids sind bereits in Aktion! Dazwischen die ersten Atktionisten, die Buddys, die Theatermacher*innen, die Student*innen, die Festivalreporter, die Nextis und und und – so viele sind gekommen. Vor meinen Augen spielen sich die letzten Wochen ab, die vielen Besuche in den Jugendfreizeiteinrichtung und Schulen und ich freue mich über jedes Gesicht, das ich zuordnen kann und über alle, die mich ansprechen oder die ich von links oder rechts anquatsche. Eine Menge ist passiert und ich stelle mir die Frage, wie die Besucher*innen die Aktionen der Kinder und Jugendlichen wahrnehmen? Ob transparent wird, wie viel Herzblut in jeder einzelnen Palette steckt? Und ob das Konzept unserer Kunstvermittlungsformate aufgehen wird?

„Das Festival 2015 steht unter dem Motto Begegnung, Bewegung und Vielfalt und kreist in diesen Tagen um die Frage nach Wertigkeit und Wertvolligkeit von zeitgenössischem Theater für ein junges Publikum, nach der ominösen Zielgruppeneinteilung, nach Kunst und deren Vermittlung.“ (Zitat aus der Begrüßungsrede von Christof)

Mein Fokus ist klar, ich werde mich in dieser Woche weiterhin mit dem Thema Kunst und Vermittlung beschäftigen und versuchen den Theatermacher*innen mit meinen Fragen auf den Zahn zu fühlen. Denn, wie Thomas Lang (Vorstandsmitglied der Assitej) in seiner Begrüßungsrede bereits erwähnte:

„Erstaunlich wenig gesprochen wird über die und den, und das, was unser Theater eigentlich erst sichtbar und verständlich werden lässt, über sie und ihn also, über den Darsteller und die Darstellerin, über die Performerin und den Performer, über die Akteure auf der Bühne, über die also, die eigentlich erst ausmachen, das, was wir stets als die wesentliche Bedeutung dieses Theaters betonen, die gemeinsame und wirkliche Anwesenheit. Erstaunlich selten befinden sich diese im Mittelpunkt unserer Debatten, wenig differenziert werden deren Kompetenzen öffentlich betrachtet, nur Andeutungen ihr Tun und ihr Wirken genau beschrieben. Sind sie es doch, die riskieren, ihre Persönlichkeit ausstellen, sich erkennbar geben, ihre Energie und Ausdrucksbereitschaft in die Waagschale werfen und zudem noch diese Verunsicherung und Orientierungssuche zu ertragen haben, wie Spielen heute eigentlich geht.“

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Und weil wir in dieser Woche wirklich anwesend sind, freue ich mich darauf, gemeinsam mit euch ein Bier zu trinken und dabei differenziert über eure Kompetenzen zu sprechen!

In diesem Sinne KEEP IT REAL!

Sarah Kramer
Sarah Kramer arbeitet Theaterpädagogin am THEATER AN DER PARKAUE und lebt in Berlin. Ihr Studium absolvierte sie am Institut für Theaterpädagogik (HS Osnabrück). Sarah leitet Theatergruppen und Projekte für Jugendliche, Kinder und Erwachsene.

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