In Herne um vier gibt’s sonntags Kaffee-Klatsch mit der Auswahljury

Wie transparent können Juryprozesse gestaltet werden? Die Auswahljury (Hans Dreher, Andrea Kramer, Christian Schönfelder) stellte sich heute dem Gespräch mit den Gästen des Festivals, erklärte den Auswahlprozess und ihre Entscheidungsfindung bei eins, zwei, drei Stück Kuchen.

Wir haben uns nicht gegen Stücke entschieden, sondern für 10 Stücke. (…) Die letzte Auswahl war sehr schwer. (Andrea Kramer)

48 Bewerbungen – so viele wie noch nie beim WESTWIND-Festival wurden dieses Jahr eingereicht. Das Ziel der Jury, jede Bewerbung live zu sehen, wurde beinahe erreicht. Doch die Juroren sind schnell auf eine Schwierigkeit gestoßen: »Vorstellung ist nicht gleich Vorstellung« – das liegt natürlich an der jeweiligen Aufführung an sich, aber auch an der subjektiven Rezeptionshaltung des Jurymitglieds. Denn »Eine andere Jury hätte eine andere Auswahl getroffen.« Dementsprechend wurde von den Gästen schnell die Frage nach einem Auswahlkonzept gestellt. Zum einen hätten die Juroren zuvor eine »Architektur des Festivals« entworfen, verschiedene Altersgruppen, verschiedene Genres, Inszenierungen des freien sowie des Staatstheaters sollten präsentiert werden. Außerdem sprachen sie von »Grundkriterien, wie Qualität, Spannungsbogen, Leistung der Darstellenden« und das Transportieren des Anliegens der Theatermachenden: »Wollen sie ihrem Publikum was erzählen?« Der Bezug zur Lebenswirklichkeit des Publikums sowie zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und Ereignissen wurde als wichtig benannt, denn »Eine Veränderung in der Gesellschaft beeinflusst auch das Theater. Für solche Inszenierungen waren wir besonders dankbar.«(Christian Schönfelder)
Schönfelder stellt eine in den gesichteten Inszenierungen besonders oft thematisierte Fragestellung hervor: Wie kann man in einer Gesellschaft zusammenkommen und miteinander auskommen? Es ginge also in einer Vielzahl von Stücken um die Suche nach Konzepten für das Zusammenleben in einer sich wandelnden, heterogenen Gesellschaft.

Die Jury kehrte die Qualität der ausgewählten Inszenierungen als Diskussionsanlass hervor, die besonders für das WESTWIND als ein Arbeitstreffen des Kinder- und Jugendtheaters wichtig sei. »Das darf auch gerne was sein, wo das Publikum und auch wir Fragen dran haben.« (Christian Schönfelder)

Ab und zu hätte ich mir ein bisschen mehr Mut gewünscht, ein bisschen mehr zu riskieren auch schon im Arbeitsprozess. (Christian Schönfelder)

Mut, nicht nur Abiturthemen zu verhandeln, und keine Angst davor, Lehrkörper zu verschrecken, sondern riskante Themen und Ästhetiken wagen – Da müsse dann halt eine neue „ästhetische Erziehung der Lehrkörper“ folgen.
Interessant sei weiterhin gewesen, wo eben solche neuen, mutigen Impulse entstünden: Schönfelder zufolge v.a. in losen, kurzzeitigen Zusammenschlüssen und dem freien Theater.

Im Anschluss an die Fragenrunde stand die Jury noch für private Gespräche für die Inszenierungen, deren Bewerbungen nicht für das WESTWIND 2016 ausgewählt wurden, bereit.

KLUB KIRSCHROT
KLUB KIRSCHROT entwickeln in kollektiven Arbeitsprozessen Theaterstücke für ein junges Publikum. Das WESTWIND 2017 dokumentiert KLUB KIRSCHROT als WESTWIND-Blog Team bestehend aus Rosi Böhm, Kristin Grün, Sarah Kramer und Matthias Linnemann.

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